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Jubiläum von Reinhold Albert: 40 Jahre Kreisarchivpflege

Er ist inzwischen eine Institution im Landkreis Rhön-Grabfeld und nicht mehr wegzudenken: Reinhold Albert. Seit 40 Jahren ist er Kreisarchivpfleger. In der jüngsten Kreistagssitzung in Strahlungen ist er für dieses besondere Jubiläum geehrt worden. Landrat Thomas Habermann überreichte eine Urkunde des Generaldirektors der Staatlichen Archive Bayern in München, Bernhard Grau. Hinzu kamen vom Landkreis der 1. Band der Denkmaltopografie mit einer persönlichen Widmung von Professor Mathias Pfeil und ein Museums-Gutschein in München als Dankeschön.

Die Laudatio von Landrat Thomas Habermann im Wortlaut: 

"Schon in Deiner Kindheit interessierte Dich die Geschichte des Schlosses Deiner Heimatgemeinde Sternberg im Grabfeld sehr. Dies war sicher der Auslöser für Deine umfangreich angewachsene heimatkundliche und heimatgeschichtliche Sammlung. So hast Du Dich in Deinem ersten größeren Aufsatz auch mit der Geschichte des Schlosses befasst.

Schulamtsdirektor Leo W. Hamm war es, der Dich 1983 für das Ehrenamt des Kreisarchivpflegers vorschlug. Im Bereich Bad Königshofen waren damals die Lehrer Otto Mölter (Kleinbardorf), Leo W. Hamm (Merkershausen), Herbert Merkl (Waltershausen) sowie der pensionierte Stadtamtmann von Ostheim, Hugo Schmitt, eingesetzt.

Nachdem der ehrenamtliche Kreisarchivpfleger Hugo Schmidt, zuletzt zuständig für die Sprengel Mellrichstadt und Königshofen, aus Altersgründen ausschied, unterzeichnete der Generaldirektor der staatlichen Archive Bayerns, Dr. Walter Jaroschka, am 31.10.1983 Deine Ernennungsurkunde zum ehrenamtlichen Kreisarchivpfleger für den gesamten Landkreis Rhön-Grabfeld. Das war damals ein Novum in Bayern, denn eigentlich war es üblich, pro Altlandkreis einen Archivpfleger einzusetzen. Nachdem aber für die Altlandkreise Mellrichstadt und Bad Neustadt keine geeigneten Bewerber gefunden werden konnten, hast Du den gesamten Landkreis übernommen.

Offiziell eingeführt in das Amt hat Dich Landrat Dr. Fritz Steigerwald am 3.2.1984. Eine Umfrage zu Beginn Deiner Tätigkeit in allen 37 Städten und Gemeinden ergab, dass es in 113 Städten und Gemeinden sowie deren Stadt- bzw. Ortsteilen 112 kommunale Archive gibt. 63 wurden als geordnet gemeldet, 49 als ungeordnet.

In den Anfangsjahren wurden wohl zum Teil katastrophale Zustände angetroffen, was sicherlich auch mit den Begleiterscheinungen der Gemeindegebietsreform in den 1970ern Jahre zusammenhing, in welcher der Archivpflege nicht der ihr zustehende Stellenwert eingeräumt wurde. Ursprünglich vorhandene Ordnungen wurden leichtfertig zunichtegemacht. Leider gingen auch zahlreiche Archivalien verloren. In vielen Fällen wurden die kommunalen Archive schlicht und einfach sehr vernachlässigt. So waren Gemeindearchive in Dachböden völlig unzureichend gelagert, total verschmutzt und schimmelig, voller tierischer Exkremente, dem Mäuse- und Rattenfraß ausgesetzt etc.

Mit viel Überzeugungsarbeit hast Du auf die Bedeutung der Archivpflege aufmerksam gemacht. Schließlich sind Kommunale Archive das historische Gedächtnis der Städte und Gemeinden, in denen Informations- und Kulturgut gesammelt, erhalten und aufbewahrt wird sowie für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt werden kann. Außerdem verpflichtet die Gemeindeordnung in Bayern die Gemeinden zur Führung eines ordnungsgemäßen Archivs.

Die Anfangsjahre waren sehr arbeitsintensiv. Es wurden geeignete Archivräume geschaffen mit Unterstützung von weiteren Ehrenamtlichen die Archive nach dem Einheitsaktenplan geordnet. Das hast du alles mit Deinem Schichtdienst als Polizeibeamter vereinbart. Ihr alle habt hervorragende Arbeit geleistet.

Der Generaldirektor der staatlichen Archive Bayerns hat es schon am 2.7.1990 bestätigt: „Aufgrund seines unermüdlichen Einsatzes ist es Kreisarchivpfleger Reinhold Albert gelungen, das Archivwesen eines großen Teils der Gemeinden seines Sprengels auf einen geradezu beispielhaften Stand zu bringen. Herr Albert ist derzeit der wohl aktivste Archivpfleger Bayerns“.

In den zurückliegenden vier Jahrzehnten ist es Dir gelungen, dass nahezu alle Archive im Landkreis geordnet sind. In ihnen sind jeweils die Archivalien der Städte, Gemeinden und Ortsteile bis zu der in den 1970er Jahren erfolgten Gemeindegebietsreform aufbewahrt.

Welche Schätze sich in den Kommunalarchiven des Landkreises befinden, zeigen folgende Beispiele:

  • So wird im Stadtarchiv Fladungen die Stadtrechtsurkunde von 1335 verwahrt.
  • in Saal an der Saale die Markterhebungsurkunde von 1699,
  • in Bischofsheim ein Amtssalbuch des fürstbischöflichen Amtes Bischofsheim aus der Zeit um 1500,
  • in Bastheim das Zinsbuch des Klosters Wechterswinkel von 1480,
  • in Bad Neustadt die Centgerichtsordnung des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn von 1584,
  • in Wülfershausen an der Saale der originale Wappenverleihungsurkunde mit Wappenzeichnung von 1575, ausgestellt von Fürstbischof Julius Echter
  • oder in Bad Königshofen über 400 Urkunden ab 1344 bis ins 19. Jahrhundert.

Seit 1991 bist Du ich neben Deinem Ehrenamt als Kreisarchivpfleger zusätzlich Kreisheimatpfleger, zunächst als Nachfolger von Rektor i. R. Otto Schulz für den Altlandkreis Königshofen, dann zusammen mit Stefan Kritzer, und nach dessen Ausscheiden seit Juli diesen Jahres mit Dr. Sabine Fechter, für den gesamten Landkreis Rhön-Grabfeld.

Mit Dir, Frau Dr. Fechter und Kulturreferent Hanns Friedrich haben wir drei sehr kompetente und überaus engagierte Akteure in der Heimatpflege. Dafür bin ich sehr dankbar. Jeder von Euch besitzt unterschiedliche Zugänge und Herangehensweisen zur Heimat und setzt eigene, wertvolle Akzente bei dieser vielschichtigen Arbeit. Auch in unseren Kommunen sind dankenswerterweise viele Ehrenamtliche in der Heimatpflege aktiv und leisten einen wertvollen Beitrag, um Geschichte und Brauchtum zu bewahren, wobei gleichzeitig entscheidende Weichen für die Zukunft mitgestaltet werden.

Besonders würdigen möchte ich an dieser Stelle Deine erfolgreiche schriftstellerische Tätigkeit. Zahlreiche Bücher, Hefte und Ortschroniken bilden die Geschichte unserer Heimat ab. Unser Heimatjahrbuch ist bei Dir seit 2007 in bester Schriftleitung. Das alljährliche Werk mit mindestens 480 Seiten erfreut sich immer wieder großer Beliebtheit.

Einen Deiner Lebensträume hast Du Dir 2018 mit der Herausgabe eines Bandes über Bräuche in alter und neuer Zeit im Landkreis Rhön-Grabfeld erfüllt. Dazu gesellen sich zahlreiche Veröffentlichungen u. a. im Heimatjahrbuch Rhön-Grabfeld, der Zeitschrift Frankenland, dem Fränkischen Heimatkalender, verschiedenen Heimatblättern, den Zeitschriften des Rhönklubs und des Haßbergvereins, dem Mitteilungsblatt der Gemeinde Sulzdorf „Echo der Lederhecke“ sowie in den Tageszeitungen Rhön-Grabfelds und den angrenzenden Regionen.

Lieber Reinhold, Du hast Dir als Kreisarchiv- und –heimatpfleger hervorragende Verdienste erworben. Vielen Dank für die geleistete Arbeit zum Wohl aller Generationen im Landkreis Rhön-Grabfeld. Ich danke auch Deiner liebe Frau Marianne, die Dich in all den Jahren tatkräftig unterstützt und Dir auch den Rücken freihält.

Du hast in diesem Jahr einen runden Geburtstag gefeiert. Ich hoffe und wünsche mir, dass Du noch viele Jahre Lust darauf hast, unsere Heimat mit all ihren Facetten zu erkunden und die Allgemeinheit daran teilhaben lässt.

Bildunterschrift: Kreisarchivpfleger Reinhold Albert ist in der jüngsten Kreistagssitzung von Landrat Thomas Habermann für 40 Jahre Tätigkeit geehrt worden.

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