Mit einem klaren Blick auf die pflegerische Zukunft im Landkreis ist zuletzt zum dritten Mal die Pflegekonferenz Rhön-Grabfeld zusammengekommen. Das Expertengremium, das 2023 erstmals einberufen wurde, vereint Vertreterinnen und Vertreter ambulanter Dienste und Tagespflegen, stationärer Einrichtungen, des Rhön-Klinikum Campus, aus Hospiz- und Palliativarbeit, Wohlfahrtsverbänden, Pflegekassen, Verwaltung, Arbeitsagentur, Medizinischem Dienst sowie den Allianzen und des Quartiersmanagements. Ziel der Konferenz ist es, pflegerische Strukturen gemeinsam weiterzuentwickeln. Und zwar nah an den Menschen und abgestimmt auf die regionalen Bedarfe.
„Pflege findet vor Ort statt und muss dort gestaltet werden.“
Landrat Thomas Habermann erinnerte zu Beginn an die konstituierende Sitzung vor zwei Jahren und betonte die besondere Rolle des Landkreises. Man gehöre zu den ersten Regionen Bayerns, die eine Pflegekonferenz nach § 8 SGB XI eingerichtet haben. Mittlerweile gebe es landesweit 14 Pflegekonferenzen und sieben weitere Netzwerke.
Aktuell arbeiten vier thematische Arbeitskreise an konkreten Projekten. „Pflege findet vor Ort statt und muss vor Ort gestaltet werden“, unterstrich Moderatorin Sabine Wenzel-Geier, gleichzeitig Leiterin des Pflegestützpunkts Rhön-Grabfeld. Die Herausforderungen in der Pflege - Fachkräftemangel, Bürokratie, Digitalisierung oder steigende Anforderungen der Betroffenen - machen den regelmäßigen Austausch unverzichtbar. Die Pflegekonferenz sei dabei, so Wenzel-Geier, ein wichtiges Bindeglied zwischen regionalen Akteuren, Pflegekassen und Ministerien.
Strategiepapier „Gute Pflege. Daheim in Bayern.“ vorgestellt
Ministerialrat Christian Müller vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention stellte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das landesweite Strategiepapier „Gute Pflege. Daheim in Bayern.“ vor. Das Ziel: Pflegebedürftigen ein möglichst selbstständiges Leben zu Hause zu ermöglichen und kommunale Strukturen zu stärken.
Zentrale Maßnahmen sind unter anderem der Ausbau der häuslichen Pflege und alltagsnaher Unterstützung, die Stärkung regionaler pflegerischer Angebote, die gezielte Förderung von Kommunen über Förderprogramme sowie den Ausbau von Beratungs- und Informationsstrukturen, etwa durch Pflegestützpunkte.
Müller machte deutlich, dass klassische Lösungen in Zeiten des demografischen Wandels kaum ausreichen werden. Es brauche innovative, regionale Unterstützungskulissen - von ambulant betreuten Wohngemeinschaften bis zu interkommunalen Projekten. Auch jüngere Pflegebedürftige müssten stärker in den Blick genommen werden.
Im Landkreis Rhön-Grabfeld leben derzeit 5.149 pflegebedürftige Menschen, bis 2050 steigt die Zahl voraussichtlich auf rund 6.400.
Einblick in die Akademie Barbara Stamm
Anschließend stellte Geschäftsführer Rüdiger Heining die 2022 gegründete Akademie Barbara Stamm vor. Die Einrichtung bietet ein breites Seminarprogramm für Pflege- und Sozialberufe, Ehrenamtliche sowie pflegende Angehörige.
Heining spannte den Bogen zur vorherigen Präsentation. So verstehe sich die Akademie als Partner in der Weiterqualifizierung und als Unterstützungssystem für alle, die Pflege gestalten oder selbst davon betroffen sind.
Arbeitskreise stellen Ergebnisse vor
Im Rahmen der Pflegekonferenz haben zudem die vier aktiven Arbeitskreise die Ergebnisse ihrer Arbeit vorgestellt und an Stellwänden ergänzt. So entsteht eine lebendige Ideensammlung, die nun weiter konkretisiert wird.
Der Arbeitskreis „Personalgewinnung und –bindung“ berichtete über Social-Media-Kampagnen, das Projekt „ready4Care?!“ mit Einblicken für Schulklassen in Pflegeeinrichtungen sowie die Aktion „Hey Alter“ mit über 165 Jugendlichen.
Im Arbeitskreis „Pflegende Angehörige“ hatte eine Zielgruppenanalyse stattgefunden, aus der Maßnahmen in Planung sind. Zudem fand die Informationsveranstaltung zur Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf großen Anklang.
Der schon länger existierende „Arbeitskreis Demenz“ kümmerte sich auch in diesem Jahr gemeinsam mit den Quartiersmanagerinnen und –managern um die Organisation der Bayerischen Demenzwoche im Landkreis mit über 200 Teilnehmenden. Er möchte zudem weiterhin für das Thema Demenz sensibilisieren, sich vernetzen und Öffentlichkeitsarbeit betreiben.
Der „Arbeitskreis Pflegerische Versorgungsangebote“ betrachtete schließlich bestehende und zukünftige Bedarfe und führte eine Befragung ambulanter Dienste zum Thema Pflegekrisendienst durch. Auch ging es um die Sammlung von Best-Practice-Beispielen
Ausblick: Pflegekonferenz 2026
Nach intensiven Gesprächen und fachlichem Austausch waren sich die Teilnehmenden einig: Die Pflegekonferenz hat sich als regionales Expertengremium etabliert. Sie bleibt ein wichtiger Ort für Vernetzung, Ideenentwicklung und gemeinsame Verantwortung – immer nah an den Bürgerinnen und Bürgern im Landkreis Rhön-Grabfeld. Die nächste Sitzung der Pflegekonferenz ist dann für Ende 2026 vorgesehen.

Bildunterschrift: Das Expertengremium der Pflegekonferenz Rhön-Grabfeld hat sich zuletzt wieder im Landratsamt getroffen.
